30.11.2022
Nutz- und Sonderfahrzeuge haben sich zum Innovationstreiber in der Fahrzeugindustrie entwickelt. Unser neuer Beirat und Standortleiter des AVL Techcenters in Steyr, Michael Kordon, erklärt, wieso das so ist.
Worauf konzentrieren sich Ihre Aktivitäten bzw. Schwerpunkte in Steyr aktuell?
Im AVL Techcenter in Steyr werden Antriebssysteme für Lkw, Busse, Traktoren und weitere mobile Arbeitsmaschinen, aber auch gesamte Fahrzeuge entwickelt. Wir arbeiten sowohl an elektrischen als auch an konventionellen Lösungen, da der Verbrennungsmotor vor allem in den Off-Road-Anwendungen noch länger eine wichtige Rolle spielen wird. Schwerpunkt sind aber batterie- und brennstoffzellenelektrische Fahrzeuge. Dabei unterstützen wir unsere Kunden von der Konzeptentwicklung bis hin zum Validieren der Fahrzeuge auf dem Prüfstand und im realen Einsatz.
In Steyr entsteht gerade ein neues Betriebsgelände mit 10.000 Quadratmetern. Was wird in diesem Entwicklungszentrum künftig passieren?
Der neue Standort wird mehr Platz für Mitarbeiter und modernste Prüfstände bieten. Neben angenehmen Büroarbeitsplätzen werden Werkstätten für Prototypen und Antriebsstrang- sowie Fahrzeugprüfstände entstehen, alles für schwere Nutzfahrzeuge und Traktoren. Ausgestattet mit modernster Gebäudetechnik und Infrastruktur inkl. Wasserstoffversorgung. Bei der Auslegung des Gebäudekonzepts stand die Energieeffizienz im Mittelpunkt, jede noch so kleine Abwärme der Prüflinge wird für Heizen oder Kühlen verwendet. Eine PV-Anlage wird natürlich auch installiert.
Sonder- und Nutzfahrzeuge sind derzeit die Innovationstreiber in der Fahrzeugindustrie. Woran liegt das?
Bei Nutzfahrzeugen stehen die Gesamtkosten des Betriebs sowie der Prozess im Vordergrund. Damit wird mit Innovation und Technologie um jedes halbe Prozent Wirkungsgrad gekämpft und auch stark auf Automatisierung inkl. Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren (ADAS/AD) gesetzt.
Welche Innovationen kommen dabei aus dem Hause AVL und was tut sich gerade bei Antriebslösungen und Automatisierung?
AVL stellt als weltweiter Technologieführer komplette und durchgängige Entwicklungsumgebungen, Mess- und Testsysteme sowie modernste Simulationsmethoden zur Verfügung und ist damit in jedem Fahrzeugbereich tätig. Am Standort Steyr arbeiten wir intensiv an hocheffizienten elektrischen Achsen für schwere Nutzfahrzeuge, innovativen modularen Traktorkonzepten oder vorausschauenden Softwarefunktionen, z. B.: für Energiemanagement. Wir sind auch auf die Integration verschiedener Komponenten ins Fahrzeug spezialisiert. Gerade durch gutes Integrations-Know-how kann ein System zum einen funktional, aber auch in Richtung hoher Effizienz optimiert werden. Das größte derzeit laufende Forschungsprojekt ist die Entwicklung eines 40-Tonnen-Sattelzuges mit Brennstoffzellenantrieb. Diese Innovationen von AVL tragen dazu bei, den weltweiten CO2-Ausstoß in Zukunft zu reduzieren.
Es heißt immer, gerade die Automobilbranche leidet unter den aktuellen Herausforderungen. Wie stellt sich AVL für jetzt und die Zukunft auf?
Um zukünftige Herausforderungen meistern zu können, verwenden wir ca. zehn Prozent unseres Umsatzes für Forschung. Dadurch haben wir die Lösungen für alle möglichen Technologien der Zukunft bereit und auch die notwendigen Fahrzeugentwicklungsprozesse, um Serienprojekte abzuwickeln. Auch in den Bereichen Big Data, Artificial Intelligence, Simulation und Embedded Systems arbeiten wir intensiv.
Wenn Sie Oberösterreichs regionale Stärken durch die globale AVL-Brille betrachten – was läuft bei uns gut im Vergleich zum Rest der Welt?
Wir haben in vielen Bereichen eine starke Industrie mit viel einschlägigem Know-how. Für den AVL-Standort in Steyr ist das alles rund um Nutzfahrzeuge und Traktoren, darum sind wir hier. Auch die Möglichkeiten der Ausbildung im Bereich Fahrzeugtechnik, Software und Electric sind vorhanden, müssen aber zum Decken der in Zukunft nötigen Kapazitäten noch erweitert werden. Nicht zuletzt gibt es Organisationen, die sich aktiv darum kümmern, den Standort voran zu bringen.
Was hat Sie dazu motiviert, sich als Beirat im Automobil-Cluster zu engagieren?
Ich möchte ein Teil des Automobil-Clusters sein, um Themen zu treiben und den Standort weiter zu stärken. Ein wichtiger Grund ist natürlich auch das Netzwerk und die Möglichkeit, sich auszutauschen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Award für gemeinsames
Dissertationsprojekt
Daten automatisiert
analysieren