07.06.2021
Regen, Nebel, nasse Fahrbahnen oder schlechte Lichtverhältnisse. Damit haben nicht nur Menschen, sondern auch moderne Sensoren und Kameras in automatisierten Fahrzeugen noch zu kämpfen. Digitrans testet die neuen Technologien und baut dazu die Teststrecke in St. Valentin weiter aus.
Auf dem Areal der bestehenden Testrecke des Magna Powertrain Engineering Centers Steyr in St. Valentin wird eifrig gebaut. Die Erweiterung der Teststrecke soll dazu beitragen in Österreich sicheres, vernetztes und autonomes Fahren entwickeln, testen und verifizieren zu können. Die Tests sollen die Entwicklung automatisierter Fahrzeugtechnologien beschleunigen und sicherstellen, dass diese Technologien auch bei schlechtem Wetter einwandfrei funktionieren.
Auf dem Testgelände stehen bereits jetzt klassische Testelemente wie Asphaltstrecken mit unterschiedlichen Bodenmarkierungen, Fahrdynamikflächen, Schlechtwegstrecken, Verwindungsbahnen, Off-Road-Gelände, unterschiedlichen Steigungen und Kreisverkehre zur Verfügung. Bis 2022 wird die existierende Teststrecke in St. Valentin um weitere Straßenelemente wie Auobahnauf- und -abfahrten, Handlingfläche, Kreisverkehr und eine mehrspurige Kreuzung sowie die notwendige digitale Infrastruktur erweitert.
Europas erste intelligente Outdoor-Beregnungsanlage soll unterschiedliche Niederschlagsmengen und Tropfengrößen erzeugen. Sie zählt zu den künftigen Highlights. Warum ist es eigentlich so wichtig, bei unterschiedlichen Wetter und Straßenverhältnissen zu testen? „Weil die Transportindustrie automatisiertes Fahren erst dann nutzen kann, wenn die Technologie mit jeder Wettersituation zu jeder Jahreszeit umgehen gelernt hat und absolut sicher funktioniert“, erklärt Eva Tatschl-Unterberger, Geschäftsführerin der DigiTrans GmbH. In unseren Breiten kann es plötzlich zu regnen beginnen oder sich die Regenintensität abrupt ändern. Dadurch ändern sich auch die Lichtverhältnisse. Das macht den Sensoren noch Probleme.
Ähnlich verhält es sich mit dem Zustand der Fahrbahnoberfläche. Schlaglöcher oder Bodenschwellen können zu einer starken Erschütterung der Fahrzeugkarosserie führen. Die Stöße übertragen sich auf die Sensoren und Kameras und können die Objekterkennung negativ beeinflussen. Auch bei Straßenabschnitten mit starkem Gefälle kann das Sichtfeld der Sensoren kurzfristig eingeschränkt werden. Auf der Teststrecke der Digitrans kann die Reaktion der Sensoren und Kameras auf solche Störeinflüsse überprüft werden.
Ein weiteres Highlight der Teststrecke wird die City-Zone. Hier können künftig sowohl Situationen aus dem städtischen Umfeld als auch Szenarien an einer Kreuzung mit intelligenter Ampelsteuerung nachgestellt werden. Zum Testen von Hub-to-Hub-Szenarien von automatisierten Logistik-Tätigkeiten wird eine Hub-Zone integriert. Auf Be- und Entladezonen können verschiedene automatisierte Andockmanöver mit Lkw und Lieferwagen – wie beispielsweise auf Flughäfen oder in Industriehäfen – erprobt und getestet werden.
Neu wird auch das 5G/C-ITS Testfield sein: Das Testfeld erhält eine hochdigitalisierte Infrastruktur zum integrierten Testen von automatisierten und vernetzten Fahrzeugtechnologien. Insgesamt werden bis 2022 sieben Zonen für die Erprobung autonomer Fahrzeuge zur Verfügung stehen. 2,5 Millionen Euro investiert die DigiTrans GmbH in den Ausbau des Testgeländes. Fördergeld kommt aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE sowie vom Land Niederösterreich.