Automatisiertes Shuttle im Testbetrieb

Ausblick auf die Zukunft des öffentlichen Verkehrs

Automatisierter eVAN der DigiTrans GmbH
Automatisierter eVAN der DigiTrans GmbH © DigiTrans GmbH
Via App können Fahrgäste das Shuttle zur gewünschten Haltestelle rufen
Via App können Fahrgäste das Shuttle zur gewünschten Haltestelle rufen © AIT
Streckennetz des Pilotbetriebs des automatisierten Shuttles in Linz-Pichling
Streckennetz des Pilotbetriebs des automatisierten Shuttles in Linz-Pichling © DORIS BEV/DigiTrans GmbH
Dieses Schild markiert einen Haltepunkt des automatisierten On-Demand-Shuttles
Dieses Schild markiert einen Haltepunkt des automatisierten On-Demand-Shuttles © DigiTrans GmbH
Gruppenfoto RIAMO
V. l.: Werner Pamminger (GF Business Upper Austria), Michael Nikowitz (BMK), Lena Rieser (BMK), Michael Raml (Stadtrat Linz), Jutta Rinner (Vorstandsdirektorin LINZ AG), Vizebürgermeister Martin Hajart (Stadt Linz), Gernot Schmidt (GF Bossard Austria), Martin Reinthaler (AIT), Christian Altmann (Business Upper Austria), Alexander Mirnig (AIT), Florian Danmayr (Manager Automobil-Cluster), Doris Straub (Automobil-Cluster), Hannes Watzinger (DigiTrans GmbH), Alexander Barth (GF DigiTrans GmbH) © cityfoto/Roland Pelzl
Das RIAMO-Projektteam
Das RIAMO-Projektteam: v. l.: Alexander Mirnig (AIT), Martin Reinthaler (AIT), Gerald Warter (Automobil-Cluster), Doris Straub (Automobil-Cluster), Christoph Affenzeller (LINZ AG), Lisa Sengstschmid (LINZ AG) Hannes Watzinger (DigiTrans GmbH) © cityfoto/Roland Pelzl
Die Probefahrt mit dem automatisierten Shuttle hat sichtlich Spaß gemacht
Die Probefahrt mit dem automatisierten Shuttle hat sichtlich Spaß gemacht © cityfoto/Roland Pelzl
Aus rechtlichen Gründen sitzt ein Sicherheitslenker am Steuer, der im Notfall eingreifen kann
Aus rechtlichen Gründen sitzt ein Sicherheitslenker am Steuer, der im Notfall eingreifen kann © cityfoto/Roland Pelzl

30.09.2024

Seit 23. September läuft im Linzer Stadtteil Pichling ein richtungsweisender Testbetrieb für autonomes Fahren. Ein automatisierter eVAN der DigiTrans GmbH bindet Pendlerinnen und Pendler an das höherrangige öffentliche Verkehrsnetz an. Sie sind dabei umweltfreundlich, weil emissionsfrei unterwegs. Fahrgäste können das Shuttle via App zur gewünschten Haltestelle rufen. Das On-Demand-Service verbindet den Bahnhof Pichling, das Gewerbegebiet Südpark und die Straßenbahnhaltestelle solarCity. Der Testbetrieb des Forschungsprojekts RIAMO (Rural Communities Enabled for Integrated Automated Mobility) läuft zwei Monate lang kostenlos. Wegen der aktuellen Rechtslage sitzt ein:e Sicherheitslenker:in hinter dem Steuer, um im Notfall eingreifen zu können.

Autonom, elektrisch und flexibel

Zum Einsatz kommt das automatisierte Versuchsfahrzeug eVAN. Es handelt sich dabei um ein Level 4-Fahrzeug. Das bedeutet, dass das Fahrzeug in der Lage ist, auf bestimmten Strecken und unter bestimmten Voraussetzungen völlig selbstständig zu fahren. Während des Testbetriebs werden jedoch aus Sicherheitsgründen geschulte Sicherheitslenker:innen hinter dem Lenkrad sitzen, die notfalls korrigierend eingreifen können. Automatisiertes Fahren ist in fünf Stufen eingeteilt, Stufe oder Level 5 würde bedeuten, dass kein Mensch mehr am Steuer notwendig ist.

„Durch das On-Demand-Service werden nur jene Haltestellen angefahren, an denen tatsächlich jemand ein- oder aussteigen will. Das minimiert Leerfahrten und reduziert die Fahrzeit für die Passagiere erheblich“, erklärt Digitrans-Projektmanager Hannes Watzinger.

„Im Projekt RIAMO erprobt die DigiTrans GmbH eine zukunftsweisende Mobilitätslösung auf Österreichs öffentlichen Straßen. Diese Tests sind wichtig, um nicht nur das automatisierte Steuern eines Fahrzeuges im echten Verkehr zu erproben, sondern vielmehr, um den Gesamtprozess der automatisierten Personenbeförderung zu testen. Neben Nachhaltigkeit und höherer Flexibilität stehen Themen wie komfortable Nutzung und einfache Interaktion im Fokus. Insgesamt setzt dieses Projekt dank des breiten Blickwinkels neue Maßstäbe in der Erprobung automatisierter Mobilität“, betont Alexander Barth, CEO der DigiTrans GmbH.

Autonom fahren – autonom Laden

„Was das Projekt besonders macht, ist die Tatsache, dass das Fahrzeug nicht nur autonom fährt, sondern bei Bedarf auch autonom geladen werden kann“, sagt Hannes Watzinger.

Dazu wird ein Laderoboter des Grazer Unternehmens Volterio getestet.

„Die notwendigen Ladezeiten werden automatisch berechnet und auch in der App in Echtzeit mitberücksichtigt. Umgekehrt können auch eventuelle Stehzeiten so zum Laden verwendet werden“, ergänzt der Projektmanager.

Unternehmen im Südpark machen mit

Der Pilotbetrieb in Linz-Pichling läuft nun bis Ende November. Die Unternehmen im Gewerbegebiet Südpark wurden eingeladen, ihre Beschäftigten zu motivieren, das Shuttle während des Pilotbetriebs zu nutzen. An die Belegschaft wurde ein Flugblatt mit allen wichtigen Informationen verteilt. Haltestellen befinden sich beim Bahnhof Pichling und bei der Straßenbahnhaltestelle solarCity sowie bei den folgenden Unternehmen: Rubble Master HMH GmbH, DBL Staufer Textilpflege, Fischer Brot/Bossard Austria GmbH, Schmachtl GmbH und LAPP Austria GmbH. Auch BÄKO-Österreich und Rosenbauer beteiligen sich am Pilotprojekt. Nächstes Jahr wird das autonome Shuttle dann zwischen dem Betriebsbaugebiet St. Florian und dem Bahnhof Asten-Fisching unterwegs sein. Mit den Erkenntnissen aus dem Testbetrieb erarbeitet das Projektteam eine Roadmap und ein Konzept, um RIAMO auf längere Sicht großflächig auszurollen. Ziel ist, ländliche Regionen besser an den öffentlichen Verkehr anzubinden.

„Wir sind begeistert, den Testlauf eines autonomen Shuttles zu unterstützen. Einerseits profitieren alle Mitarbeitenden, die täglich in den Südpark kommen. Andererseits generieren wir im Bereich Automotive ein Drittel unseres Umsatzes. Wir begleiten daher gerne innovative Projekte, die Verkehr privat oder öffentlich neu denken. Spannend für uns wird es zu sehen, wie sich das autonome Fahren in der Praxis bewährt und wie die Benutzung des On-Demand-Services erlebt wird“, sagt Gernot Schmidt, Geschäftsführer der Bossard Austria GmbH, stellvertretend für die teilnehmenden Unternehmen im Südpark.

AIT-Forschung: Entwicklung des On-Demand-Buchungssystems

Vor einer Woche wurde der Testbetrieb des On-Demand-Buchungssystems für die Fahrgäste gestartet. Für die gesamte Konzeption und Entwicklung zeichnet das interdisziplinär besetzte Forschungsteam des AIT Austrian Institute of Technology verantwortlich (Center for Technology Experience, Center for Energy). Eine der größten Herausforderungen bei On-Demand-Verkehrslösungen ist, dass es keinen festen Fahrplan und keine fixen Routen gibt. Die Route sieht täglich anders aus – je nach Anforderung der Fahrgäste. Ein wichtiger Teil des neuen On-Demand-Buchungssystems ist der neue AIT Optimizer, der eine dynamische Routengenerierung bei einer Minimierung von Fahr- und Wartezeiten ermöglicht.

„Der Optimizer nutzt zeitliche Flexibilitäten und kombiniert die On-Demand-Fahrten“, erklärt Martin Reinthaler vom Team Transportoptimierung am AIT.

Über die vom AIT user-zentriert gestaltete neue Buchungs-App können die Fahrgäste ihre persönliche Fahrt komfortabel planen und buchen, inklusive Anpassung nach gewünschter Rufzeit und Abruf der Wartezeit.

„Im aktuell laufenden Pilotprojekt und mit dem Feedback der Fahrgäste erfolgt eine genaue Evaluation mit dem Ziel, den On-Demand-Betrieb zu optimieren“, zeigt AIT-Projektleiter Alexander Mirnig die nächsten Schritte auf.

Bedarfserhebung durch Automobil-Cluster

Damit das Projekt RIAMO so weit kommen konnte, war umfangreiche Vorarbeit nötig. Der Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria wählte mit der DigiTrans GmbH in Abstimmung mit der Regionalmanagement OÖ GmbH die Testregionen aus, kontaktierte die Unternehmen und organisierte Informationsveranstaltungen sowie Workshops. Danach wurde unter den Mitarbeitenden der infrage kommenden Unternehmen der Bedarf erhoben.

„Die Bedarfserhebung für den Testlauf ergab schließlich, dass der Südpark in Linz-Pichling und das Gewerbegebiet Asten/St. Florian den meisten Bedarf haben. Wir erhoben auch die Betriebstage, Routenverläufe und besten Standorte für die Haltestellen“, erklärt Doris Straub, Projektmanagerin im Automobil-Cluster.

Für die langfristige Einführung eines On-Demand-Shuttles hat der Automobil-Cluster weitere Kriterien erhoben. Es braucht Platz für Gepäck, eine mehrsprachige Buchungs-App und die Nutzung mit Klimaticket oder Jahreskarten sollte geprüft werden.

„Was jetzt im Testbetrieb noch nicht berücksichtigt werden kann, aber bei einer großflächigen Ausrollung unbedingt mitbedacht werden muss, sind Barrierefreiheit und die Möglichkeit der Kommunikation mit dem Shuttle. Letzteres ist im Testbetrieb durch die Sicherheitslenker:innen gegeben“, ergänzt Straub.

Laufende Weiterentwicklung bei LINZ AG LINIEN

„Die LINZ AG LINIEN arbeiten laufend an der Weiterentwicklung ihres Mobilitätsangebots. Ein Fokus liegt dabei auf der Beschäftigung mit Zukunftstechnologien im Bereich der Antriebsysteme und darüber hinaus. In diesem Sinne ist unsere partnerschaftliche Teilnahme am Pilot- bzw. Forschungsprojekt RIAMO eine gute Gelegenheit, Know-how auf dem Gebiet der automatisierten Personenbeförderung aufzubauen. Gleichzeitig können wir als LINZ AG LINIEN unsere Erfahrungen aus dem Linienverkehr insbesondere der Linienplanung ins Projekt einbringen. Neben dem autonomen Fahrbetrieb selbst und dem Blick in eine mögliche Mobilitätszukunft ist die gesamte Prozessabwicklung inkl. Individualisierung des Angebots durch den On-Demand Service ein interessantes Thema für uns. Wir sind sehr gespannt auf die Erkenntnisse des zweimonatigen Testbetriebs und auf die Rückmeldungen der teilnehmenden Firmen im Südpark. Auch ihnen gebührt ein Dankeschön“, sagt LINZ AG-Vorstandsdirektorin Jutta Rinner.

Zukunftsweisendes Projekt

„Das RIAMO-Projekt ist ein Meilenstein für den öffentlichen Verkehr in Linz. Es zeigt, wie durch den Einsatz von Automatisierung die Mobilität smarter und nachhaltiger wird. Gerade für Randgebiete wie Pichling und den Südpark bietet das On-Demand-Shuttle eine bessere Verbindung, die Fahrzeiten verkürzt und Leerfahrten reduziert – ein echter Gewinn für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger“, betont Verkehrsreferent Vizebürgermeister Martin Hajart.

Der Linzer Stadtrat Michael Raml ergänzt: „Das automatisierte On-Demand-Shuttle bietet uns die einmalige Chance, Mobilität in ländlichen Regionen zukunftsfit zu gestalten. Mit der Integration dieser innovativen Technologie in unsere bestehenden Mobilitätssysteme schaffen wir nicht nur mehr Flexibilität und Komfort für die Bürgerinnen und Bürger, sondern sichern auch die Versorgung und Erreichbarkeit in den Gemeinden. Projekte wie RIAMO sind entscheidend, um die Machbarkeit und Akzeptanz solcher Lösungen zu testen und gleichzeitig die Mobilitätsgarantie langfristig sicherzustellen."

Strategisches Projekt für Wirtschaftsstandort

„Automatisierte Mobilität ist ein Schlüssel zur Transformation des Verkehrssystems und ein bedeutender Innovationstreiber für Österreichs wirtschaftliche und technologische Zukunft. Diese Technologien bieten nicht nur Effizienz und Nachhaltigkeit, sondern auch erhebliche gesellschaftliche Vorteile. In seinem Positionspapier ‚Automatisierte Mobilität‘ hat das BMK die Voraussetzungen für den gesellschaftlichen Mehrwert automatisierter Mobilität klar definiert und priorisiert Anwendungsfälle wie automatisierte On-Demand-Shuttles zur Ergänzung des öffentlichen Verkehrs. Das BMK fördert Projekte wie RIAMO, um die praktische Anwendbarkeit neuer Technologien zu prüfen und zu demonstrieren. Das Projekt RIAMO hat damit großes Potenzial, Lösungsmöglichkeiten für eine Implementierung in Österreich zu liefern und den öffentlichen Verkehr zu stärken, indem Lücken im Angebot geschlossen werden und die Flexibilität erhöht wird“, betont Henriette Spyra, Leiterin der Sektion Innovation und Technologie im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).

Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner hebt die Bedeutung des Projekts RIAMO für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich hervor: „Schon vor fünf Jahren haben wir das Handlungsfeld ‚Vernetzte und effiziente Mobilität‘ in unser strategisches Wirtschafts- und Forschungsprogramm #upperVISION2030 aufgenommen. Denn 43 Prozent der Beschäftigten der österreichischen Fahrzeugindustrie arbeiten in Oberösterreich. Die Transformation des Mobilitätssektors treibt innovative Technologien voran. Innovative Mobilitätsdienstleistungen und digitalisierte Fahrzeugsysteme werden an Bedeutung gewinnen. Wir müssen daher am Ball bleiben und bei Innovationen Vorreiter sein, um fit für die Future Mobility zu sein und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu sichern. Das Projekt RIAMO erfüllt genau diese Kriterien und wird die entscheidenden zentralen Fragen beantworten, nämlich: Wie kann eine leistbare Mobilität in Zukunft aussehen? Wie meistern wir Herausforderungen wie den Fahrerbedarf in der Transportbranche? Und was bedeuten automatisierte Lösungen für Infrastrukturbetreiber wie Städte und Gemeinden?“

RIAMO – Rural Communities Enabled for Integrated Automated Mobility

Projektlaufzeit: 2,5 Jahre
Projektstart: Juli 2023

Projektpartner:

  • DigiTrans GmbH
  • Automobil-Cluster
  • AIT Austrian Institute of Technology
  • LINZ LINIEN GmbH
  • Volterio GmbH

www.riamo.at

Das Projekt wird im Rahmen der Ausschreibung Mobilität - Regionen und Technologien 2022 von der FFG gefördert.

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Video © DigiTrans GmbH

Auch eine automatisierte Ladelösung wird getestet.


Portraitfoto Doris Straub

Doris Straub, BSc

Projektmanagerin

Connected Mobility

Mobil: +43 664 852 0902