Jetzt bewerben: EU fördert Composite Recycling

Die patentierte Carbon Cleanup Unit ermöglicht das Umwandeln von Faserverbundabfällen in hochwertige Rohstoffe
Die patentierte Carbon Cleanup Unit ermöglicht das Umwandeln von Faserverbundabfällen in hochwertige Rohstoffe © Carbon Cleanup
Jörg Radanitsch, Carbon Cleanup
Jörg Radanitsch, Carbon Cleanup © Carbon Cleanup

30.04.2024

30 Forschungspartner und Unternehmen aus sieben europäischen Ländern arbeiten im EU-Projekt „DeremCo“ an Recyc­linglösungen für die Composite-Industrie. Aus Österreich sind Business Upper Austria, Wood K plus, R&D Consulting sowie Carbon Cleanup beteiligt. Bis 4. September 2024 können sich weitere Unternehmen bei Open-Call-Projekten beteiligen und sich attraktive Förderungen für das Entwickeln neuer Materialbehandlungen, innovativer Lösungen für Use Cases und Prozessverbesserungen holen.

Faserverstärkte Kunststoffe – auch Ver­bundwerkstoffe oder Composites genannt – finden sich beispielsweise in Rotoren von Windkrafträdern, Flugzeugen oder Autos. Der strapazierfähige Leichtbauwerkstoff wird immer beliebter. Die meisten Produkte aus dem noch jungen Werkstoff sind lang­lebig und stehen erst am Anfang ihrer Nut­zungsphase. Jene, die das Ende ihres Le­benszyklus erreicht haben, landen allerdings oft im Rest- oder Sondermüll. Durch den zunehmenden Ausbau von Windkraft und die wachsende Bedeutung des Leichtbaus in der Mobilität werden die Abfallmengen in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Im Recyclingprozess zählen die ökonomische Rentabilität und der Einsatz von den recycel­ten Materialien in neuen Produkten zu den größten Herausforderungen.


Nachfrageorientierte Lösung

Das EU-Projekt „DeremCo“ zielt darauf ab, eine systemische, sektorübergreifende und vor allem nachfrageorientierte Lösung für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Dazu beschäftigen sich die beteiligten For­schungspartner und Unternehmen aus Ita­lien, Finnland, Österreich, Spanien, Sloweni­en, Belgien und Portugal mit zwei zirkulären Pilotverfahren: der mechanischen Zerle­gung und hybriden Wiederaufbereitung so­wie der thermo-chemischen Zerlegung und Textilwiederaufbereitung. Die zirkuläre Wertschöpfungskette wird in ein „Pull“-Sys­tem umgewandelt, also ein System nach Bedarf bzw. Anforderung. Die Spezifikatio­nen für die wiederzuverwendenden Materi­alien und Komponenten kommen direkt von der Nachfrageseite. So wird sichergestellt, dass die Qualität des recycelten Materials den Anforderungen für neue, hochwertige Produkte entspricht.


Naturfaser-Composites

Der Schwerpunkt von Wood K plus und R&D Consulting liegt auf Naturfaser-Composi­tes, die beispielsweise in Autos zum Einsatz kommen. Das geringe Gewicht und das gute Crashverhalten sprechen für sich. Allerdings werden die Produktionsabfälle entlang der Wertschöpfungskette nahezu ausschließ­lich thermisch verwertet. Gleiches gilt am Ende der Lebensdauer eines Autos für die Shredderleichtfraktion, in der die Naturfa­ser-Composites landen. „DeremCo“ soll nun neue Wege aufzeigen, diese Materialien wiederzuverwerten.

„Da Naturfasern zellulosi­sche Fasern sind, liegt die Papiertechnologie zumindest gedanklich nahe. Erste Versuche bei Wood K plus und R&D Consulting zei­gen die prinzipielle Eignung“, erklärt Herfried Lammer vom Forschungsteam bei Wood K plus am Standort St. Veit an der Glan.

Zirkuläre Materialien aus Carbonfaser

Carbon Cleanup beteiligt sich am Projekt als Anbieter von recycelten Verbundwerk­stoffen, die für reale Demofälle verwendet werden. Mit der Erfahrung und den bei „De­remCo“ generierten Daten will das Linzer Start-up seinen eigenen Recyclingprozess sowie die anderen im Projekt entwickelten Technologien validieren und skalieren. Das Unternehmen entwickelt und nutzt beson­ders energieeffiziente Recyclingtechnolo­gien speziell für Carbonfaserwerkstoffe und trägt so dazu bei, komplexe Abfälle aus der Automobil-, Luftfahrt- und Sportindustrie in hochwertige Rohstoffe umzuwandeln.


Weniger CO2-Emissionen

Möglich macht diese Umwandlung die pa­tentierte Carbon Cleanup Unit. Die daraus resultierenden Produkte, insbesondere die Fiber Blends, kommen beispielsweise bei der Herstellung von Compounds für Spritzguss oder bei generativen Fertigungsverfahren wie dem 3D-Druck zum Einsatz.

„Carboject und Carbo3D lassen sich unkompliziert ver­arbeiten und bieten eine hervorragende Ma­terial-Performance“, sagt CEO und Gründer Jörg Radanitsch über die eigenen Produkte und ergänzt: „Damit können sie mit Com­pounds aus neuen Fasern mithalten, ver­ursachen aber nur einen Bruchteil der CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Verstärkungsmaterialien.“

Wissenstransfer

Der Kunststoff-Cluster, der Automobil- Cluster und die Leichtbau-Plattform A2LT verantworten im Projekt die Verbreitungs- und Kommunikationsaktivitäten. Ziel da­bei ist es, die Wirkung von „DeremCo“ auf industrieller Ebene zu maximieren, die An­passung an EU-Trends sicherzustellen und die Wettbewerbsfähigkeit sowie Integration des regionalen Ökosystems zu erhöhen.


Jetzt attraktive Förderungen holen

„Kleine und mittlere Unternehmen aus Ober- und Niederösterreich sowie Kärnten können sich jetzt in geförderten Open-Call-Projekten beteiligen“, berichtet Veronika Miron, Projektmanagerin im Kunststoff-Cluster.

Für Materialtests, Marktanalysen oder das Entwickeln neuer Anwendungsfälle stehen insgesamt 660.000 Euro zur Verfügung. Die maximale Förderhöhe pro Unternehmen liegt bei 60.000 Euro. Teilnehmen können sowohl einzelne KMU als auch Konsortien mit bis zu maximal drei KMU. Der erste Call ist bis 4. September 2024 offen. Mehr über das Bewerbungsverfahren und die Zulassungskriterien erfahren Interessierte auf https://deremco.afil.it/open-call/ 

>> Download DeremCo – 1st Open Call

DeremCo

De- and Remanufacturing for Circular Economy Investments in the Compo­site Industry

Projektpartner aus Österreich:


„DeremCo“ ist ein Projekt im Rahmen der EU-Förder­schiene für interregionale Innovationsinvestitionen (I3).