03.12.2020
Produzierende Betriebe sowie Anlagen- und Maschinenbauer stehen vor der Herausforderung, ihre Maschinen und Anlagen im Hinblick auf die Digitalisierung zu modernisieren. Digitales Retrofitting statt Neukauf von Maschinen bietet hier zahlreiche Vorteile: geringere Investitionskosten, keine aufwändigen Genehmigungsverfahren und weniger Schulungsaufwand.
Im Projekt DIRETRONET wird ein praktisches Unterstützungsumfeld für die regionale Industrie zum Retrofitting aufgebaut. Unter wissenschaftlicher Begleitung wurde ein Handlungsleitfaden erarbeitet, der neben allgemein gültigen Schritten auch branchenspezifische Aspekte und Best-Practice-Beispiele enthält.
Präsentiert wurde der Digital Retrofit Guide coronabedingt und doch standesgemäß virtuell. 48 Teilnehmer*innen wurden von Leander Bernd Hörmann (Linz Center of Mechatronics – LCM) aus erster Hand über Chancen und Potenziale des Retrofittings informiert. Das LCM lieferte den wissenschaftlichen Background für den Digital Retrofit Guide. „Je höher der Digitalisierungsgrad, desto mehr Synergieeffekte zeigen sich. Bewährte und solide Anlagen können meist nachträglich digitalisiert werden. Die Einbeziehung der Mitarbeiter ist dabei wichtig, da der Erfolg der Digitalisierung auch von ihnen abhängt. Erfolgreiche Digitalisierung eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten und Geschäftsmodelle sowie Wettbewerbsvorteile“, machte Hörmann Mut.
Die Praxisbeispiele steuerten Kenneth Sundberg (Managing Director After Market Sales von WFL Millturn) und Klaus Grissenberger vom Wälzlagerhersteller NKE bei. Sundberg berichtete, wie es dem Maschinenbauer gelingt, mit digital aufgerüsteten Gebrauchtmaschinen erfolgreich zu sein. Als positiven Nebeneffekt des Retrofittings betonte er auch den Nachhaltigkeitsaspekt: „Wenn eine bestehende Maschine genutzt und nachgerüstet wird, kann der CO2-Ausstoß um mindestens 80 bis 90 Prozent reduziert werden.“
NKE beschäftigt sich bereits seit 2017 damit, die Wälzlager mit zusätzlichen Funktionen aufzuwerten und so neue Geschäftsmodelle zu erschließen. „Wir haben die Digitalisierung sowohl für Neu- als auch für Altanlagen parallel umgesetzt. Letzteres war uns wichtig, schließlich will man keine funktionstüchtige Anlage verschrotten, wenn sie aufgerüstet werden kann“, sagte Klaus Grissenberger.
Im Digital Retrofit Guide sind weitere Praxisbeispiele von Steinbach (Spezialist für Pools und Poolzubehör) aus dem Bereich Kunststoffverarbeitung, vom Lebensmittelhersteller Spitz, sowie von Rubble Master, der seine mobilen Brecher mit digitaler Technologie aufrüstet, beschrieben.
Da für viele Anwendungen einer digital aufgerüsteten Anlage „Software as a Service“ aus der Cloud genutzt wird, gehört zum Projekt DIRETRONET auch der Industrial CloudPool. Hier hat der IT-Cluster die Services regionaler Softwareanbieter gesammelt, um den Anwendern in der Industrie den Zugang zu hochqualifizierten digitalen Lösungen zu erleichtern. Aktuell sind 23 Anbieter mit insgesamt 32 Services gelistet.
www.digitalregion.at/cloudpool
Gefördert wurde das Projekt DIRETRONET aus der Leitinitiative Digitalisierung des Landes Oberösterreich. Unternehmen und deren Mitarbeiter*innen werden damit auf dem Weg ins digitale Zeitalter aktiv unterstützt. Koordiniert wird die Umsetzung von der Standortagentur Business Upper Austria.
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