01.01.2020
Autonomes Fahren rückt durch Digitalisierung und Automatisierung immer mehr ins Zentrum, wenn über die Mobilität der Zukunft diskutiert wird. Die Geschäftsführerin der DigiTrans GmbH, Eva Tatschl-Unterberger, erklärt im Interview mit dem Automobil-Cluster, wie wichtig so eine Teststrecke für Österreich ist.
Das Projekt DigiTrans hat sich zum Ziel gesetzt, im Zentralraum Österreich-Nord eine Testregion für automatisiertes und vernetztes Fahren zu implementieren, die vor allem Anforderungen aus der Industrie und von Infrastrukturbetreibern aufgreift. Bis 2023 wird DigiTrans mit einem Projektvolumen von 7,5 Mio. Euro zur Hälfte von Land OÖ und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Transport gefördert.
Welchen Vorsprung haben Nutzfahrzeuge im Vergleich zum PKW im Bereich „autonomes Fahren“? Welchen Zeithorizont sehen Sie für den serienmäßigen Einsatz von autonomen LKW und welchen für autonome PKW auf Österreichs Straßen?
Stephen Sladover von der UC Berkley hat im November in Graz gemeint, dass das Thema mit den automatisierten Fahrzeugen doch noch länger dauert. „Level 5 – Everywhere“, also die volle Automation, die von überall nach überall funktioniert und von der wir alle träumen, sieht er erst 2075. Trotzdem gibt es viele Automatisierungskomponenten oder das vollautomatisierte Fahren in gutmütigen Umgebungen schon jetzt oder jedenfalls viel früher. Genau da liegt auch der Vorteil der automatisierten Transportfahrzeuge. Sie bewegen sich oft in abgeschlossenen Betriebsgeländen oder auf genau definierten sich wiederholenden Routen, in denen sich automatisierte Fahrzeuge wesentlich besser zurechtfinden können.
Was kann die DigiTrans GmbH zu diesen Entwicklungen beitragen? Welche Vorhaben stehen bei DigiTrans derzeit ganz oben auf dem Plan?
Wir versuchen, auf allen Ebenen zu arbeiten, um das Thema in Österreich weiter voranzutreiben. Wir treiben Use Cases voran, bauen an der Infrastruktur und entwickeln unser Testwissen weiter.
Ganz oben steht der Ausbau und die ständige Verbesserung des Testgeländes gemeinsam mit dem Engineering Center Steyr von Magna in St. Valentin. Dort finden wir eine schon seit 1931 existierende Teststrecke vor, die die DigiTrans auf den neuesten Wissensstand bringen und dem Markt zugänglich machen wird.
Welche Art von Nutzfahrzeugen und wel-che Technologien werden im Rahmen von DigiTrans getestet? Gibt es besondere Konzepte, die Sie herausheben möchten?
Viele der Technologien aus dem Nutzfahrzeugbereich, versuchen schwierige und komplexe Situationen durch die Hilfe eines menschlichen Fahrers, der in einem Kontrollzentrum die Fahrzeuge überwacht und ggf. steuert, zu bewältigen. Das hilft den Herstellern, schneller auf die Straße zu kommen und wird ein neues Berufsbild für Lenker bringen. Sie können in der Zukunft möglicherweise auf aufwändige Außendienste verzichten und bequem im Büro ihr Fahrzeug betreuen.
Fahrzeughersteller wie z.B. Volvo oder Scania arbeiten an autonomen Transportern, die keine Fahrerkabine mehr haben. Wo sollen solche Gefährte eingesetzt werden?
Wir sehen ein breites Spektrum, wie z.B. das Fahrzeug der Firma Einride, das bis zu 22t bis zu 200 km von Hub zu Hub über Bundesstraßen transportieren können soll oder die Arbeitsmaschine Metron von Reform, die fahrerlos Radwege kehren und deren Ränder mähen soll. Robomart kann fahrerlos ein Gebiet von 6 km² mit Waren versorgen und Volvo möchte mit VERA den klassischen Sattelschlepper ersetzen.
Gibt es auch bei DigiTrans komplett fahrerlose Konzepte? Wie sehen diese aus und was sind die Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist momentan, dass wir diese Konzepte überhaupt auf der Straße testen dürfen. Man hat in Österreich wichtige Schritte im Rahmen der Automat-Fahrverordnung zum Test von automatisierten Systemen gesetzt, unsere gesetzliche Situation schreibt aber immer noch den Fahrer im Fahrzeug vor. Hier hoffe ich, dass man sich baldigst zu einer mutigen Entscheidung durchringen kann, damit wir in Österreich ganz vorne dabei sein können.
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