Oberösterreichs Auto-Zulieferer rüsten sich für „Green Deal“

Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner und Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer. © Land OÖ/Denise Stinglmayr
Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner und Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer. © Land OÖ/Denise Stinglmayr

24.01.2020

„Der ‚Green Deal‘ der EU mit seinen strengeren CO2- und Abgasgrenzwerten bringt für die europäische Automobilindustrie neue Herausforderungen. Doch unser Bundesland ist gut aufgestellt: Die Zulieferbetriebe und Forschungseinrichtungen arbeiten gemeinsam mit der Politik und dem Automobil-Cluster an Lösungen für eine klimaneutrale Mobilität der Zukunft“, unterstreichen Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner. Konkrete Projekte wie die „Roadmap zur effizienten Mobilität“ sorgen für eine Bündelung des Know-hows aller Beteiligten, um so die Technologieführerschaft bei der Mobilität zu behalten. Auch in der neuen OÖ. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 wird sich eines der vier Handlungsfelder mit dem Thema vernetzte und effiziente Mobilität befassen“, kündigen LH Stelzer und LR Achleitner an.

„Die heimische Automobilbranche spielt eine zentrale Rolle am Wirtschaftsstandort Oberösterreich: Alleine in der oö. Fahrzeugindustrie sind 16.000 Menschen beschäftigt. Die Exportquote der heimischen Zulieferer beträgt 80 Prozent. Daher wirkt sich insbesondere die Entwicklung bei den deutschen Autobauern auch auf unsere Autozulieferer aus“, so LH Stelzer und LR Achleitner weiters.

Oberösterreich verfügt über Kernkompetenz Automotive

„Oberösterreichs Automotive-Branche ist für die Mobilität der Zukunft gerüstet. Leitbetriebe, Automobilhersteller, KMU, Start-ups sowie Wissenschaft und Forschung arbeiten gemeinsam in konkreten Projekten an Innovationen, Technologien und Lösungen. Der Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria beschäftigt sich bereits seit 2008 mit dem Thema Elektromobilität. Zahlreiche Projekte wurden in diesem Netzwerk bereits abgewickelt. Die heimischen Autozulieferer und unsere Forschungseinrichtungen bündeln so ihr Know-how, um ihre Technologieführerschaft zu behalten“, unterstreichen LH Stelzer und LR Achleitner.

„Reiseführer“ zur Effizienten Mobilität

Eines dieser Projekte ist die „Roadmap zur Effizienten Mobilität“, initiiert und koordiniert vom Automobil-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria sowie der Standortagentur des Landes NÖ, ecoplus. Gemeinsam mit sieben beteiligten Unternehmen wurden Themenfelder definiert, an denen die Projektpartner arbeiten: Thermomanagement, Batterie, Leichtbau, E-Achse (Elektromotor plus Leistungselektronik), Sensorik (nur im Auto, keine Infrastruktur) und Brennstoffzelle. Am Ende des Projekts sollen die Unternehmen wissen, in welchen neuen Geschäftsfeldern sie tätig sein können oder wollen und welche Technologien sie in den neuen Themenfeldern einsetzen können.

Thermomanagement wichtiges Thema bei E-Mobilität

Mit dem Thema „Thermomanagement“ waren die Projektpartner bereits im Linz Center of Mechatronics (LCM) zu Gast. Das Thema hat im Bereich E-Mobilität große Bedeutung: Die Temperaturregulierung von Batterie und Leistungselektronik spielt genauso eine wichtige Rolle wie das Heizen und Kühlen im Fahrzeuginnenraum. Ziele sind unter anderem weniger Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß. Experteninput zum Thema Batterie gab es im Oktober vom Mühlviertler Unternehmen Voltlabor. Batterien sind eines der anspruchsvollsten neuen Geschäftsfelder, denn Neuentwicklungen sind permanent gefragt, Trends jedoch schwer zu erkennen. Hersteller müssen sich mit neuen, bisher unbekannten Tätigkeitsfeldern auseinandersetzen. Sie wollen von „Bastellösungen“ wegkommen und mehr Qualität etablieren. Zugleich fehlt es noch an Normungen.

Im Dezember tauschten sich die Projektpartner bei der Miba AG zum Thema E-Achse aus. Bei diesem Termin war auch einer der größten chinesischen Autobauer Great Wall Motor (GWM) zu Gast und lieferte wertvollen Input. Die TU Graz demonstrierte die Funktionsweise von elektrischem Antrieb und Leistungselektronik. Grundtenor der anschließenden Diskussion: E-Mobilität beschäftigt viele, aber keiner weiß noch genau, wo die Reise hinführt. Daher ist umfassender Erfahrungsaustausch notwendig, um aktuell die richtige Strategie zu wählen. Die weiteren drei Themen Leichtbau, Sensorik und Brennstoffzelle werden im Laufe des heurigen Jahres 2020 behandelt.

Zentraler Schwerpunkt in den nächsten zehn Jahren

„In der neuen OÖ. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 wird sich eines der vier Handlungsfelder ebenfalls dem Thema vernetzte und effiziente Mobilität widmen. Wir fokussieren uns auf die Entwicklung neuer Mobilitätsdienstleistungen und vernetzen verschiedenste Verkehrsträger, um den Transfer von Wissen und Technologien aus vielen unterschiedlichen Bereichen zu fördern“, unterstreichen Landeshauptmann Stelzer und Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Achleitner. Mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen soll es gelingen, den Strukturwandel in der oö. Zulieferindustrie positiv zu nutzen. Oberösterreich will sich durch die Nutzung neuester Technologien und Systeminnovationen aus Wirtschaft und Forschung als attraktiver Standort für praxistaugliche Mobilitäts- und Logistiklösungen positionieren.

Strukturwandel als Chance

Bei den Einzelmaßnahmen im Programm #upperVISION2030 bündeln Oberösterreichs Forschungseinrichtungen (Upper Austrian Research GmbH, JKU, FH OÖ), Land OÖ, Unternehmenspartner, die Industrie, die Wirtschaftskammer OÖ, DigiTrans, Gebietskörperschaften, die Arbeiterkammer OÖ und die Standortagentur Business Upper Austria ihr Know-how, um Forschung & Entwicklung, Innovationen, neue Technologien und Geschäftsfelder sowie Ausbildung und Qualifizierung voranzutreiben. „Oberösterreich sieht den Strukturwandel im Mobilitätssektor als Chance und will deshalb an die neuen Anforderungen an die oö. Zulieferer proaktiv herangehen“, erläutern LH Stelzer und LR Achleitner.

Schwerpunkt emissionsfreier Güterverkehr

Der Logistik und dem Gütertransport widmet Oberösterreich bei der effizienten und klimaneutralen Mobilität besonderes Augenmerk. Zu den konkreten Projekten zählt auch der Ausbau der Testregion DigiTrans. Die beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten im Testfeld für Nutz- und Sonderfahrzeuge an Kooperationsprojekten im Bereich automatisiertes Fahren. Der Automobil- und der IT-Cluster haben außerdem die Initiative Connected Mobility (ICM) gegründet. Sie dient als branchenübergreifende Drehscheibe für die Entwicklung digitaler Mobilitätslösungen. ICM ist Mitbegründer des europaweit neu gestarteten Projekts „Zero-e from A to B“, das sich mit emissionsfreiem Güterfernverkehr beschäftigt. Auch im Leitprojekt Connecting Austria der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG ist der Automobil-Cluster Projektpartner. Hier geht es um die Verbindung von automatisiertem Güterverkehr von der Autobahn in die Stadt. Teilprojekte beschäftigen sich u.a. mit Platooning (autonom im Verband fahrende Lkw) und Datenbanken für smarte Logistik.


Das könnte Sie auch interessieren: