Oberösterreichs Weg zur Exzellenz

HPW produziert speziell isolierte Flachdrähte, sogenannte Busbars, aus Kupfer und Aluminium als Stromschiene zwischen Elektromotor und Batterie oder zur Verbindung der einzelnen Batterieelemente
HPW produziert speziell isolierte Flachdrähte, sogenannte Busbars, aus Kupfer und Aluminium als Stromschiene zwischen Elektromotor und Batterie oder zur Verbindung der einzelnen Batterieelemente © HPW
Harald Lackner, CSO HPW Metallwerk GmbH
Harald Lackner, CSO HPW Metallwerk GmbH © HPW
Produktion der Kupferflachdrähte bei HPW
Produktion der Kupferflachdrähte bei HPW © HPW
150-kW-Heavy-Duty-Brennstoffzellensystem von Plastic Omnium
150-kW-Heavy-Duty-Brennstoffzellensystem von Plastic Omnium © Plastic Omnium
V. l.: Martin Zottler (Projektmanager Automobil-Cluster), Alexander Luger (Magna Engineering Center), Christer Thorén (Scania) und Robert Kerzendorfer (Projektmanager Automobil-Cluster) vor dem automatisierten E-Lkw von Scania am Digitrans-Testgelände für automatisiertes Fahren in St. Valentin
V. l.: Martin Zottler (Projektmanager Automobil-Cluster), Alexander Luger (Magna Engineering Center), Christer Thorén (Scania) und Robert Kerzendorfer (Projektmanager Automobil-Cluster) vor dem automatisierten E-Lkw von Scania am Digitrans-Testgelände für automatisiertes Fahren in St. Valentin © Magna ECS
Das Team von Plastic Omnium in Wels demonstriert Christer Thorén (Scania; r. mit oranger Warnweste) die Leistungsfähigkeit der 150-kW-Brennstoffzelle am Prüfstand
Das Team von Plastic Omnium in Wels demonstriert Christer Thorén (Scania; r. mit oranger Warnweste) die Leistungsfähigkeit der 150-kW-Brennstoffzelle am Prüfstand © Business Upper Austria

17.05.2024

Während viele Unternehmen mit den Herausforderungen der Transformation ringen, setzt die oberösterreichische Automobil- und Zulieferindustrie neue Maßstäbe. Mit innovativen Technologien und einer klaren Vision für die Zukunft treibt sie die Entwicklung nachhaltiger Antriebssysteme voran und positioniert sich als globale Vorreiter. Heimische Unternehmen und Forschungseinrichtungen gestalten die Mobilität von morgen.

Im Süden von Linz hat die HPW Metallwerk GmbH eine lange Tradition in der Verarbeitung von Kupfer und Nickel zu Hochleistungsdrähten. Mit einem Umsatz von rund 160 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr und ab Mitte des Jahres mit einem neuen Produktionsstandort in Garsten steht HPW exemplarisch für die Innovationskraft Oberösterreichs.

„Wir haben große Aufträge von führenden europäischen Automobilherstellern erhalten und investieren in das neue Werk, um dieser gesteigerten Nachfrage gerecht zu werden und neue Kapazitäten zu schaffen“, erklärt Geschäftsführer Harald Lackner.

Von Oberösterreich in die Welt

Mit Blick auf die Elektromobilität hat HPW eine Schlüsselrolle bei der Versorgung namhafter europäischer OEMs und Tier-1-Hersteller mit innovativen Kupferflachdrähten eingenommen.

„Unsere Drähte tragen zur Effizienzsteigerung, Gewichtseinsparung und Reichweitenerhöhung von Elektrofahrzeugen bei. Wir liefern diese Hochleistungsdrähte mittlerweile seit 2019 in Serie“, betont Lackner.

Der Boom in der E-Mobilität hat massive positive Auswirkungen auf den Linzer Pionier: deutliche Wachstumsraten, Verdoppelung des Umsatzes seit 2020, Expansion in die USA und konkrete Kooperationsgespräche mit asiatischen OEMs und Tier-1-Herstellern.


Innovativ und nachhaltig

Neben dem Engagement in der Elektromobilität setzt HPW auch auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

„Wir treiben aktiv die Entwicklung einer internationalen Recyclingkette voran, um einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen und unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren“, sagt Lackner und fügt hinzu: „Teilweise werden unsere Drähte schon von Fachunternehmen recycelt.“

Die Kupferflachdrähte sind in Pkw, Bussen und Lkw verbaut, die batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle angetrieben werden. Wachstumspotenzial sieht Lackner im Überland-Güterverkehr durch Innovationen in der Batterietechnologie.


Scania streckt Fühler nach Steyr aus

Während HPW die Grundlagen für die nachhaltige Mobilität der Zukunft schafft richtet Scania seinen Blick auf die Elektrifizierung der Nutzfahrzeugindustrie. Der schwedische Hersteller hat sein Augenmerk auf Oberösterreich gerichtet, um von der hiesigen Kompetenz in Sachen Nutzfahrzeug-Elektrifizierung zu profitieren.

„Die Zukunft der Nutzfahrzeugindustrie ist elektrisch, und Oberösterreich bietet uns eine Vielzahl von hochqualifizierten Partnern, um diese Zukunft zu gestalten“, erklärte Christer Thorén bei seinem Besuch in Oberösterreich.

Er ist Projektleiter in der Abteilung Pilot Partner bei Scania.

„Wir sind beeindruckt von der Expertise und den Möglichkeiten, die wir hier gefunden haben, und freuen uns auf mögliche Kooperationen.“

Pionier elektrifizierter Nutzfahrzeuge Ein Beispiel für das Potenzial der Zusammenarbeit ist die Steyr Automotive GmbH, ein Vorreiter in der Entwicklung elektrifizierter Nutzfahrzeuge. Die ersten ElektroLkw entwickelte schon MAN in Steyr. Erste Prototypen mit Wasserstoffantrieb wurden ebenfalls hier gebaut. Steyr Automotive rüstete außerdem einen Elektrobus um, der bald im Burgenland in den Testbetrieb geht. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Entwicklung eines Wasserstoff-Dynamometers.


Kommunalfahrzeuge im Fokus

Mit der Übernahme des Fahrzeugbaugeschäfts von M-U-T verfügt Steyr Automotive auch über Expertise im Bau von Spezialfahrzeugen für die Abfallsammlung, Straßen- und Kanalreinigung.

„Wir entwickeln zurzeit ein elektrisches Abfallsam melfahrzeug“, sagte Forschungs- und Entwicklungsleiter Werner Wöckl. „Dabei stehen Energieverbrauch und das Thema Sicherheit im Fokus.“

In diesem Segment bestand auf beiden Seiten großes Interesse an einer Zusammenarbeit, wie Thorén bestätigte:

„Es ist gut, über die breiten Möglichkeiten von Steyr Automotive Bescheid zu wissen. Vielleicht ergeben sich so zukünftig mögliche Kooperationen.“

Scania und Magna kooperieren Thorén und die Delegation des Automobil-Clusters besuchten auch das Magna Engineering Center in St. Valentin. Magna ECS unterstützt umfassend im gesamten Entwicklungsprozess – mit Vehicle & Propulsion Engineering, Simulation Services und Testing-Dienstleistungen.

Key Account Manager Alexander Luger erklärte: „Unsere in St. Valentin entwickelte Software FEMFAT dient zur Betriebsfestigkeitsanalyse von Komponenten in der Fahrzeugindustrie. Scania setzt sie bei der Produktentwicklung bereits ein.“

Christer Thorén ergänzte: „Bei Magna gibt es alle Möglichkeiten, um uns bei der Entwicklung eines Fahrzeugs zu unterstützen.“

Fokus auf Brennstoffzelle Ebenfalls auf dem Besuchsprogramm von Scania stand Plastic Omnium New Energies in Wels. Das Unternehmen arbeitet mit ElringKlinger in einem Joint Venture an der Zukunft der wasserstoffbasierten Mobilität. Die in Wels entwickelten und gefertigten Brennstoffzellensysteme liefern effizient und emissionsfrei Strom für elektrifizierte Nutzfahrzeuge. Die 50-kW-Brennstoffzelle wurde bereits an Kunden ausgeliefert, z. B. an SAFRA in Frankreich für deren Busse.

„Derzeit arbeiten wir an einer 150-kWBrennstoffzelle für den Heavy-Duty-Bereich und entwickeln sowohl die Technologie als auch einen großserienfähigen Produktionsprozess“, schilderte Christoph Ahamer von Plastic Omnium.

Forschung für die Mobilität von morgen

Nicht nur heimische Unternehmen treiben global die Mobilität der Zukunft voran, auch die heimischen Forschungseinrichtungen leisten Pionierarbeit auf Spitzenniveau. Das Institut für Elektrische Antriebe und Leistungselektronik der JKU Linz ist nur ein Beispiel dafür. Es arbeitet an bahnbrechenden Technologien für effizientere und somit umweltfreundlichere Elektromotoren.

„Unsere Forschung ermöglicht eine Kostenreduktion durch Antriebe mit verringertem Ressourcenbedarf und gesteigerter Robustheit, die zu einer Reduktion der Produktionskosten und somit verbesserten Wettbewerbsfähigkeit führen. Außerdem denken wir aktuell Antriebe von Grund auf neu, um neben dem Erreichen exzellenter technischer Performanz diese ökologisch und sozial verträglich zu gestalten.“, erklärt Institutsvorstand Gerd Bramerdorfer.

Ökosystem für Zukunft der Mobilität

Das Institut arbeitet an einer Vielzahl von Projekten, beispielsweise „Charmaeleon“. Ziel ist ein höherer Wirkungsgrad elektrischer Antriebe bei gleichzeitig reduziertem Materialeinsatz. Das Konzept lässt sich nicht nur auf High-Performance-Antriebe, sondern universell und damit auch bei Motoren für höchste Stückzahlen umsetzen.

„Spitzenforschung muss auch Massenanwendungen im Fokus haben, damit Klimaziele erreicht werden können“, betont Bramerdorfer.

>> Interview mit Gerd Bramerdorfer


Im Zusammenspiel zwischen innovativen Unternehmen und Spitzenforschung ist in Oberösterreich ein erfolgreiches Ökosystem der Mobilität von morgen entstanden.

Mehr über die „Future Mobility Region Upper Austria“ und spannende Forschungsprojekte www.automobil-cluster.at/future-mobility-region