05.02.2024
Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania war im Jänner zu Gast in der Future Mobility Region Oberösterreich. Der Automobil-Cluster hatte den Weltmarktführer eingeladen und Firmenbesuche organisiert. Der Scania-Vertreter war beeindruckt von der oberösterreichischen Kompetenz in Sachen Nutzfahrzeug-Elektrifizierung und schließt künftige Zusammenarbeit nicht aus.
Die schwedische Scania Group ist ein weltweit führender Hersteller von Nutzfahrzeugen, Industrie- und Schiffsmotoren. Der Konzern war bei Connected Trucks der erste Player am Markt und Vorreiter bei der Elektrifizierung von Lkw. Die ersten Batterien in den Scania-Trucks stammten von Magna, jetzt arbeitet das Unternehmen an einer Eigenentwicklung. Der Plan des Lkw-Herstellers: Bis 2030 soll die Hälfte der neu verkauften Trucks mit elektrischen Antrieben ausgestattet sein.
„Scania widmet sich der Elektrifizierung in großem Stil. Auch in der Produktion sind bereits alle Weichen gestellt. Wir erwarten jedoch nicht, dass die Ladeinfrastruktur bis 2030 ausreichend zur Verfügung stehen wird“, sagte Christer Thorén bei seinem Besuch in Oberösterreich. Er ist Projektleiter in der Abteilung Pilot Partner.
In dieser Abteilung bei Scania geht es darum, rasch auf Kundenwünsche zu reagieren und die passenden Partner zu finden.
„Ich bin nach Oberösterreich gekommen, um mir ein genaues Bild von den Kompetenzen und Möglichkeiten an diesem Standort zu machen. Wir möchten potenzielle Partner und deren Kompetenzen schon vorab kennen, damit wir im Bedarfsfall wissen, an wen wir uns wenden können“, erklärte Thorén.
Sehr wichtig für Scania Pilot Partner sind Sonderlösungen wie Bau- oder Müllfahrzeuge.
Hier erhielt der Scania-Vertreter laut eigener Aussage einen guten Überblick über die Möglichkeiten:
„Ich bin positiv überrascht über die enormen Kompetenzen im Bereich von Nutz- und Sonderfahrzeugen auf einem so engen geografischen Raum wie Oberösterreich“, ergänzte Thorén.
Bestes Beispiel dafür ist die Steyr Automotive GmbH, der Thorén mit den Projektmanagern aus dem Automobil-Cluster den ersten Besuch abstattete. Forschungs- und Entwicklungsleiter Werner Wöckl gab einen Überblick über das Portfolio seines Unternehmens. Die ersten Elektro-Lkw entwickelte schon MAN in Steyr. Erste Prototypen mit Wasserstoffantrieb wurden ebenfalls hier gebaut. Steyr Automotive rüstete außerdem einen Elektrobus um, der bald im Burgenland in den Testbetrieb geht. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Entwicklung eines Wasserstoff-Dynamometers.
Mit der Übernahme des Fahrzeugbaugeschäfts von M-U-T verfügt Steyr Automotive auch über Expertise im Bau von Spezialfahrzeugen für die Abfallsammlung, Straßen- und Kanalreinigung.
„Wir entwickeln zurzeit ein elektrisches Abfallsammelfahrzeug“, erzählte Wöckl. „Dabei stehen Energieverbrauch und das Thema Sicherheit im Fokus.“
In diesem Segment bestand auf beiden Seiten großes Interesse an einer Zusammenarbeit, wie Thorén bestätigte:
„Es ist gut, über die breiten Möglichkeiten von Steyr Automotive Bescheid zu wissen. Vielleicht ergeben sich so zukünftig mögliche Kooperationen.“
Weiter führte der Weg die Delegation zum Magna Engineering Center sowie zur Magna Prüfstrecke und zum Digitrans Testgelände für automatisiertes Fahren nach St. Valentin. Magna ECS unterstützt umfassend im gesamten Entwicklungsprozess – mit Vehicle & Propulsion Engineering, Simulation Services und Testing-Dienstleistungen.
Key Account Manager Alexander Luger erklärte: „Unsere in St. Valentin entwickelte Software FEMFAT dient zur Betriebsfestigkeitsanalyse von Komponenten in der Fahrzeugindustrie. Scania setzt sie bei der Produktentwicklung bereits ein.“
Christer Thorén ergänzte: „Bei Magna gibt es alle Möglichkeiten, um uns bei der Entwicklung eines Fahrzeugs zu unterstützen.“
Bei Plastic Omnium New Energies in Wels ging es um die Brennstoffzelle. Vor allem wurde das Joint Venture EKPO Fuel Cell Technologies thematisiert, in dem Plastic Omnium und ElringKlinger an der Zukunft der wasserstoffbasierten Mobilität arbeiten. Die in Wels entwickelten und gefertigten Brennstoffzellensysteme setzen die herausragenden Eigenschaften der EKPO-Stacks in einen effizienten und emissionsfreien Onboard-Stromerzeuger für elektrifizierte Nutzfahrzeuge um. Die in EU-Projekten entwickelte und getestete 50-kW-Brennstoffzelle wurde bereits an Kunden ausgeliefert, z. B. an SAFRA in Frankreich für deren Busse.
„Derzeit arbeiten wir an einer 150-kW-Brennstoffzelle für den Heavy-Duty-Bereich und entwickeln im Rahmen eines IPCEI-Projekts sowohl die Technologie als auch einen großserienfähigen Produktionsprozess“, schilderte Christoph Ahamer von Plastic Omnium.
Christer Thorén bedankte sich bei den Unternehmen und beim Automobil-Cluster „für die Möglichkeit zum direkten Austausch mit potenziellen Partnern und deren Kompetenzen kennenzulernen“. Er könne die Möglichkeiten in Oberösterreich nun einschätzen und erste potenzielle Projekte identifizieren.