Steyr Automotive zündet Turbo zur Transformation der Mobilität

Siegfried Wolf, Aufsichtsratsvorsitzender der Steyr Automotive GmbH © Steyr Automotive GmbH
Siegfried Wolf, Aufsichtsratsvorsitzender der Steyr Automotive GmbH © Steyr Automotive GmbH
Die Steyr Automotive GmbH soll ein Kompetenzzentrum für nachhaltige Mobilität werden. © Steyr Automotive GmbH
Die Steyr Automotive GmbH soll ein Kompetenzzentrum für nachhaltige Mobilität werden. © Steyr Automotive GmbH

10.12.2021

Die Übernahme von MAN durch die WSA Beteiligungsgesellschaft von Siegfried Wolf hat in Steyr die Stimmung wieder gehoben. Das nunmehr als Steyr Automotive firmierende Unternehmen soll zu einem Kompetenzzentrum für nachhaltige Mobilitätslösungen und innovative Nutzfahrzeuge ausgebaut werden. Im Interview mit AC-quarterly verrät Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Wolf seine Pläne.

Warum haben Sie sich so leidenschaftlich dafür eingesetzt, den MAN-Standort Steyr zu übernehmen?

Der Standort in Steyr hat eine mehr als hundertjährige Automobiltradition und deshalb großes Know-how in der Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugen. Diese Kompetenz wollen wir ausbauen und als Basis unserer Fahrzeuge aus Steyr für den internationalen Markt nutzen. Durch den Wechsel auf die neuen Technologien bietet sich vor allem auch die einmalige Chance, die Marke „Steyr“ für Nutzfahrzeuge wieder ins Leben zu rufen.
 

Wenn es nach Ihnen geht: Wie sieht Ihre Vision vom Standort Steyr aus? Wo wollen Sie in fünf, zehn Jahren idealerweise stehen?

Der Standort wird technologisch anspruchsvolle Qualitätsprodukte, die wir selbst entwickelt haben, produzieren. Prägend werden sein: Technologieoffenheit für nachhaltige Antriebskonzepte und Offenheit für Kooperationen, die Arbeitsplätze und Wachstum sichern.
 

An den Automobil-Cluster treten derzeit immer wieder Partner mit der Frage heran, wann und wie sie sich bei Steyr Automotive präsentieren können. Wie planen Sie, das heimische, oberösterreichische Zuliefernetzwerk und die Forschungspartner einzubinden?

Selbstverständlich sind wir an Kooperationen mit lokalen Betrieben interessiert und befürworten es, wenn Wertschöpfung in der Region bleibt. Allerdings ist es eine Grundvoraussetzung, dass uns wettbewerbsfähige Produkte angeboten werden – wenn dies der Fall ist, sind wir für alles offen.
 

Welche Rolle, welche Bedeutung wird F&E bei Steyr Automotive spielen?

Forschung und Entwicklung sind integraler Bestandteil von Steyr Automotive – sowohl hinsichtlich der Finalisierung von Projekten für und mit MAN als auch bei der Entwicklung der Produkte für die Marke Steyr. Außerdem wird im Rahmen einer in Gründung befindlichen Forschungsgesellschaft, an der auch das Land Oberösterreich beteiligt ist, intensiv an überregionalen Themen nachhaltiger, alternativer Antriebsformen, Materialien, Bauteile und Verfahren geforscht werden und so Steyr als Kompetenzzentrum für die Mobilitätsanforderungen der Zukunft etabliert.


Neben der Forschungsgesellschaft konzentriert sich Steyr Automotive auf zwei weitere Schwerpunkte: eigene Produkte und Contract Manufacturing. Was dürfen wir hier erwarten?

Künftig werden leichte Nutzfahrzeuge, Busse und Lkw unter eigener Marke produziert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Elektromobilität. Die Produkt-Range umfasst sieben Modelle. Zielmärkte sind im ersten Schritt Österreich und die Länder der Europäischen Union. Darüber hinaus sind wir mit flexiblen und schnell hochfahrbaren Produktionskapazitäten der Partner für unsere Kunden im Rahmen von industrieller Auftragsfertigung. Im Rahmen von Contract Manufacturing werden aktuell Lkw der leichten und mittelschweren Baureihe sowie Sonderfahrzeuge der Marke MAN produziert. Ab Ende 2022 ist der Produktionsstart für Elektro-Lkw für das schwedische Unternehmen Volta Trucks geplant. Des Weiteren betreibt der Standort Europas größte Lackieranlage für Lkw-Kunststoffanbauteile und beliefert den internationalen MAN-Produktionsverbund. Künftig werden auch Fahrzeugkomponenten für die Automobilbranche produziert.


Ab wann werden wir Fahrzeuge mit dem neuen Steyr Automotive-Logo auf Europas Straßen sehen?

Ab Mitte 2022 werden wir mit der Einführung einiger Modelle in Österreich beginnen.


Welchen ersten Eindruck haben Sie vom Mobilitätsstandort Oberösterreich?

Das automotive Umfeld in Bezug auf Produkt und Prozess wandelt sich. Wesentlich ist, dass Oberösterreich bei diesem Wandel in eine führende Position kommt. Auch Zulieferer müssen ihre Produkte und Prozesse überdenken und etwas anderes anbieten als bisher, zum Beispiel Elektromotore. Wichtig ist vor allem, dass auch kleinere Stückzahlen abgedeckt werden müssen, weil die Spezifikationen von Fahrzeugtypen immer differenzierter werden. Mit unserer neuen F&E-Gesellschaft hoffen wir auf entsprechende Unterstützung sowohl vom Land als auch vom Bund und von den Behörden. Wir wollen hier schließlich Einiges bewegen.


Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit dem Automobil-Cluster gestalten? Und andersherum gefragt: Wie kann der Automobil-Cluster aus Ihrer Sicht Steyr Automotive am besten unterstützen?

Wir pflegen gerne gute Beziehungen, legen aber vor allem Wert auf eine unkonventionelle Art des Netzwerkens. Wir erwarten, dass man mit guten Ideen aktiv auf uns zukommt, Wissen teilt und genauso wollen wir es umgekehrt handhaben. Wenn es unsererseits Bedarf an Unterstützung durch den Cluster gibt, werden wir den direkten Kontakt suchen.


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