„Wir senken den CO₂-Fußabdruck“

Dr. Josef Ecker © FILL
Dr. Josef Ecker, Projektmanagement Forschung & Entwicklung, Experte für neue Technologien, E-Mobilität und Batteriesysteme, FILL Gesellschaft m.b.H. © FILL
So sieht das Konzept der biobasierten Batteriewanne aus. © TU Graz
So sieht das Konzept der biobasierten Batteriewanne aus. © TU Graz
Das erste Treffen des Bio!LIB-Projektkonsortiums bei Fill in Gurten. © Business Upper Austria
Das erste Treffen des Bio!LIB-Projektkonsortiums bei Fill in Gurten. © Business Upper Austria

17.11.2021

Fill Maschinenbau in Gurten ist einer der Bio!LIB-Projektpartner. AC-quarterly sprach mit Dr. Josef Ecker, F&E-Projektmanager bei Fill, über die Hintergründe zum Engagement des Maschinenbauers in diesem Projekt.

Fill ist u.a. durch Maschinen für die Schifertigung groß geworden. Warum beschäftigen Sie sich nun mit dem Thema Batteriewanne?

Fill betreibt bereits seit 2013 ein Kompetenz Center für Profiltechnik. Hier werden Anlagen gebaut, die aus stranggepressten Aluprofilen Strukturbauteile für Autos fertigen. Hauptsächlich beschäftigten wir uns bis vor einigen Jahren mit Crash-Managementsystemen. Dass nun Batteriewannen für E-Mobile dazugekommen sind, war nur der nächste logische Schritt, da diese häufig auch aus Profilen zusammengeschweißt werden. Unsere Kunden verlangen nach Turn-Key-Anlagen, d.h. wir haben eine Vielzahl an Verfahrensschritten abzudecken – von der Zerspanung über verschiedene Fügeprozesse und Prüfverfahren bis zur Teilelogistik und Traceability.

So haben wir mittlerweile hochkomplexe Fertigungsstraßen für die Großserienproduktion von Batteriewannen entwickelt und umgesetzt. Die Nachfrage der Industrie nach leistungsstarken, crash-sicheren Wannen nimmt seit einigen Jahren stetig zu, ebenso die Komplexität der Bauteile. Fill punktet mit umfangreichem Anlagen-Know-how und über 55-jähriger Erfahrung im Sondermaschinenbau und kann schnell auf veränderte Anforderungen reagieren. Die Prognosen deuten auf eine weiterhin stark steigende Nachfrage bei Produktionsanlagen hin. Bei Fill schärfen wir durch besondere Forschungsprojekte unser Know-how und unsere Expertise, um auch für zukünftige Batteriewannen-Anlagen der optimale Technologieanbieter zu sein.
 

Welche Motivation steckt hinter Ihrem Engagement bei Bio!LIB?

Holz ist ein genialer Werkstoff und kommt bereits in unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz. Er ist vielseitig einsetzbar, kann sehr gut bearbeitet werden und ist CO2-neutral. Damit erfüllt er viele Aspekte der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft und findet gleichzeitig bei anspruchsvollen Applikationen Verwendung. Fill baut seit Jahrzehnten verschiedenste Anlagen für die Massivholzverarbeitung und ist daher ein absoluter Experte im Umgang mit dem Werkstoff Holz. Aus diesen Gedanken heraus haben wir uns für die Beteiligung an diesem großartigen Projekt entschieden.
 

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt Bio!LIB?

Wir bündeln unsere exzellenten Expertisen aus den Fachbereichen Metallverarbeitung, Holzverarbeitung, Profiltechnik und Verbundtechnik in einem Produkt und versuchen, eine Hybrid-Batteriewanne aus Holz und Metall zu schaffen, die neue Maßstäbe in Bezug auf Gewicht, Funktionalität und Nachhaltigkeit setzen soll. Das Projekt Bio!LIB legt den Grundstein und soll aufzeigen, inwiefern sich Holz als Werkstoff im Funktionsbauteil Batteriewanne eignet, wo es besondere Stärken aufweist und wie werkstofftechnische Synergien mit Metallen vorteilhaft genutzt werden können.
 

Welchen Part übernimmt Fill konkret in diesem Projekt?

Mit unserer Erfahrung in der praktischen Umsetzung von Batteriewannen-Fertigungsanlagen sorgen wir im Konsortium dafür, dass am Ende des Projektes nicht nur eine theoretische Entwicklung, sondern eine praktisch in Großserie fertigbare Batteriewanne herauskommt. Auch die Produktionskosten des Bauteils müssen wir dabei im Auge behalten. Weitere wichtige Aspekte, wie das Recycling und die Verwertung der Wannen am Ende ihrer Lebensdauer, werden schwerpunktmäßig von Fill abgearbeitet.
 

Sie haben bereits eine Maschine für die Erzeugung von Batteriewannen entwickelt, sozusagen als Nischenprodukt. Wie geht es Ihnen damit?

Ja, wir haben bereits mehrere Anlagen für die Produktion von Batteriewannen in Großserie umgesetzt und dabei viel gelernt. Der wachsende Bedarf an Energiespeichern im Bereich Automotive, aber auch für andere Anwendungen in der Luftfahrt, der Schifffahrt und als stationäre Energiespeicher, befeuert die Nachfrage an hocheffizienten Produktionsanlagen. Wir sind also zuversichtlich, mit diesem Geschäftsbereich weiter wachsen zu können.
 

Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft bzw. Circular Economy und Second Life und Recycling sind Schlagworte, die im Zusammenhang mit Bio!LIB immer wieder genannt werden. Welche Aspekte sind im Zusammenhang mit diesen Begriffen am Projekt Bio!LIB interessant bzw. zutreffend?

Viele der genannten Worte treffen zu. Wenn es uns gelingt, metallische Komponenten durch Holz zu ersetzen und gleichzeitig die geforderten Eigenschaften inklusive Gewichtsersparnis zu erfüllen oder bestenfalls zu übertreffen, können wir viel an Ressourcen und Kosten in der Herstellung einsparen. Wir senken dadurch den CO2-Fußabdruck der Wanne auf mehreren Ebenen. Schaffen wir es, bereits in der Entwicklungsphase auch ein Recyclingkonzept mitzudenken, dann machen wir einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung.
 

Die Anforderungen der OEMs an Zulieferer im Hinblick auf Nachhaltigkeit steigen ständig. Inwieweit kann Ihnen hier das Projekt Bio!LIB bzw. dessen Ergebnisse einen Wettbewerbsvorteil verschaffen?

Wie bereits ausgeführt, soll die Hybrid-Batteriewanne neue Maßstäbe in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung setzen. Da dies erklärte Ziele der OEMs sind, sollte uns das Projekt Bio!LIB zumindest eine Zeit lang einen erheblichen Wettbewerbsvorteil sichern.
 

Ihr Unternehmen ist Partner in mehreren Branchenclustern der oö. Standortagentur Business Upper Austria und engagiert sich in mehreren Initiativen, Projekten etc.. Auch das Projekt Bio!LIB ist ein Kooperationsprojekt, das im Automobil-Cluster initiiert wurde und vom AC begleitet wird. Welchen Nutzen sehen Sie für Ihr Unternehmen in der Partnerschaft sowie im Engagement in der Standortagentur?

Die Standortagentur leistet Großartiges. Sie schafft es, durch gezielte Initiativen und Projekte Forschungseinrichtungen und Industrie zusammenzubringen. Sie trägt damit maßgeblich zur Entwicklung und Einführung neuer innovativer Produkte bei, die bei einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden können. Gleichzeitig stärkt und sichert sie den Wirtschaftsstandort Oberösterreich und macht ihn fit für die Zukunft.
 

www.fill.co.at

 

Über Bio!LIB

Kern des Projekts ist die Entwicklung einer leichten Batteriewanne aus Stahl-Holzlaminat-Verbund. Das Holz soll die Eigenschaften von Stahl komplementieren. Die Vorteile liegen in der Festigkeit und im Brandschutz, im Crashverhalten sowie bei Umweltbilanz und Recycling. Bio!LIB startete im April 2021 mit einer Laufzeit von drei Jahren. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Klimaschutz im Rahmen von „Mobilität der Zukunft“.


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